Ich bin so, ich kann nichts dafür... (1999)

c-komminmeinewelt

Nach zwei Jahren Fauxpas, vielen entstandenen Songs und einigen Auftritten erschien die erste Veröffentlichung der Band, vorerst in Kassettenform, später auf dem damals neuen Medium CD-R. Produziert wurde das Demo 1998. Es beinhaltete fast alle der Songs aus der frühen Phase der Band und war ein mehr oder minder gelungener Live-Mitschnitt einer Probe. Im Nachhinein gesehen war dieses Album eines der gesellschaftskritischsten von Fauxpas, das viele Missstände beinhaltet und sich thematisch noch an Gränzers Politpunk-Phase anlehnt, wenn auch nicht mehr mit Plattitüden und musikalisch eindeutig im Rockbereich angesiedelt. Mit "Vaterliebe" und "Sommernacht" beschäftigte sich Gränzer mit Nekro- und Pädophilie und agierte dabei jenseits der Grenze des guten Geschmacks. Von diesen Texten distanziert er sich heute. Weitere, durchaus besser bearbeitete Themen sind Religionen, kriegerische Auseinandersetzung im Angesicht des Balkan-Konfliktes, geopolitisches Unrecht, politischer Extremismus, Kindswohlgefährdung sowie zwei Titel, die sich mit dem Thema Sucht befassen und einerseits den Drogenkonsum befürworten, auf der anderen Seite aber auch die innerliche Zerrissenheit und den Verfall darstellen. Erstmals sind zwei Balladen ins Gränzers Repertoire vorhanden, in denen er sich auch gesanglich wesentlich gefühlvoller zeigt als bisher.






Besetzung

Peter Jupe (Gitarre)

Rayk Buchmüller (Bass)

Frank Wagenbrett (Schlagzeug)

Torsten Gränzer (Texte, Gesang)

Christian Müller (Gitarre)



Produktion

aufgenommen von Nico Rittner live in der Stube, Kirchmöser, 1999 

Cover-Artwork von Antje Billig und Jens Müller

 
 

Titelliste

 

Psychoprophylaxe

Vaterliebe

Er

Ich bin nicht du

Krieg

Der stumme Schrei

Der Fürst

Relikt aus der Vergangenheit

Das Gesicht der Welt

Sommernacht

Soweit

In meinen Träumen 





Texte (Auswahl)



Er

Du bist eine Laune des Schicksals, warst eine Lust im Suff
Du verfluchst ihn, den Tag deiner Geburt
Deine Kindheit sie war sehr früh zu Ende
Du findest sie nicht, die helfenden Hände
Statt tröstender Worte bekommst du nur Hiebe
Du kanntest es nie, das Gefühl der Liebe
Sperrtest dich in deinen Mauern ein
Du warst allein
 
Du suchst die Oase in der Wüste des Lebens
Doch nie hat dir jemand Halt gegeben
Schützt dich mit Aggressionen vor deiner Pein
Vor der schmerzlichen Erkenntnis, allein zu sein
Sie haben dich geschlagen doch du lachtest nur dazu
Lässt dir niemals anmerken, wie weh das alles tut
Du zeigst nur Gefühl, wenn du dich verkriechst
An den Ort, wo deine Tränen niemand sieht
 
Auch deine Schwester, sie verstand dich nicht
Sie kannte die Probleme, doch sie teilte sie nicht
Sie war einfach härter als es darauf ankam
Du bist sehr sensibel, sie kannte keine Scham
Nun stecken sie dich in ein Heim
Du hast viele Kumpel und bist doch allein
Du sehnst dich nach Geborgenheit für immer
Du siehst keinen Ausweg, es wird alles nur noch schlimmer



Ich bin nicht du

Du sitzt hoch auf deinem Ross, bist die Gottheit persönlich,
Willst meine Ideologie zensieren, denn zum Denken bin ich zu dämlich.
Rekrutierst dir die Verlierer in deine Gefolgschaft.
Du hast nichts gewonnen, nur Narren laufen dir nach.
 
Ich bin nicht du, hör mir zu
Ich scheiß auf dich und deine Meinung
Ich bin nicht du
 
Du predigst eine bessere Welt, zu deinen Konditionen.
Denunzierst jeden Widersacher, du wirst keinen verschonen.
Du praktizierst das, wogegen du bist.
Kämpfst unter einem Vorwand, und bist doch ein Faschist.
 
Ich bin nicht du...
 
Du schürst die Flamme des Hasses, gegen den, der gegen dich ist.
Fahr deine Verdummungstour, doch fahr sie ohne mich.
Sturheit ist deine Stärke, du vergibst nicht
Menschen können sich wandeln, nur du kannst es nicht
 
Ich bin nicht du...
 
Ich bin nicht du, lass mich einfach leben
Leck mich am Arsch, von dir kommen nur Reden.
Du bist immer so klug, weißt alles ganz genau
Du wirst nie etwas bewegen, nur Dumme machst du schlau.
 
Ich bin nicht du



Krieg

Nordirland, Kosovo, Somalia, Südostasien
 
Nato, IRA, UCK, Schutzstaffel
 
Bill Clinton, Adolf Hitler, Milosevic, Gerhard Schröder
 
Es ist Krieg
 
Ist es die Zeit zu sterben, ist es die Zeit zu gehen
Seid ihr unsere Richter, der Dolch an unseren Kehlen
Ihr maßt es euch an unsere Führer zu sein
Tod und Verderben brechen über uns herein
 
Es ist Krieg
 
Die Teufel der Welt sind in unseren Herzen
Hass im Kopf ist unser Erbe
Erinnert euch daran was wir einmal hatten
Wenn es eskaliert überleben nur die Ratten
 
Es ist Krieg
 
Ich habe Angst, was wird geschehen
Stirbt diese Welt, sterben unsere Seelen



Der stumme Schrei

Die Hütte verdreckt, das Auto stinkt
Ich bin fast verreckt, Jim Morrison singt
Ich hab`s wieder geschafft, bin abgestürzt
ES hat nichts gebracht, nichts gebracht
 
Entgleistes Spiegelbild, das ich jeden Tag seh`
Meine Hölle, meine Hölle, durch die ich geh`
Ich dachte, ich beherrsche es, doch es ist fast vorbei
Niemand der ihn hört, meinen Stummen Schrei
 
Eine Frau, die mich nicht versteht,
Freunde, die nicht wissen, was in mir vorgeht
Ich wollte ein Stück vom Traum, wollte niemanden weh tun
Meine Schlösser stürzten ein, was bleibt ist Todessehnsucht
 
Ich möchte schreien, ich möchte geh`n
Ich habe Schmerzen, zeig mir den Weg
Reich mir die Hand, lass mich nicht allein
Ich will ihn nie wieder hören, meinen stummen Schrei



Der Fürst

Auf euch habe ich gewartet, auf euch habe ich es abgesehen
Ich bin ein Rattenfänger, ihr solltet mit mir gehen
Meine Welt, sie steht euch offen, ihr seid herzlich eingeladen
Werdet meine Knechte, ihr sollt meine Leiden tragen
 
Schenkt mir eure Seele, eure Bereitwilligkeit
Mir zu Füßen zu liegen, gebt mir Unsterblichkeit
Genießt diese Momente, mit mir werdet ihr nicht alt
Den Orgasmus der Gefühle, der Glückseligkeit
 
Ich bin der Fürst der Finsternis, willkommen in meinem Reich
Ich biete euch das Paradies zum halben Preis
Ihr sollt meine Predigt hören, dieser Audienz beiwohnen
Ich zeige euch was ihr wollt, das Land der Illusionen
 
Die Macht, der Wahn, der Fürst, der Gott 



Relikt aus der Vergangenheit

Ich sehe geschlagene Frauen auf brennendem Holz
Ich sehe mordende Horden unter dem Kreuz
Ich sehe Millionen Menschen in Massenhysterie
Ich sehe zweitausend Jahre Scheiße, nur ihn sehe ich nie
 
Ich sehe falsche Propheten die dich bekehren
Ich sehe aber auch, wie sie Geist und Taschen leeren
Ich sehe Bruder gegen Bruder in den Krieg ziehen
Ich sehe zweitausend Jahre Scheiße, nur ihn sehe ich nie
 
Relikt der Vergangenheit, es ist an der Zeit
Den Wahnsinn auszutreiben, mach dich bereit
Relikt der Vergangenheit, es ist an der Zeit
Den Wahnsinn auszutreiben, es ist soweit
 
Ich sehe Halbwüchsige töten um ihre Seele zu befreien
Ich sehe Diktatoren, die sich des Wahnsinns erfreuen
Ich sehe des Teufels Blendwerk, die bittere Ironie
Ich sehe zweitausend Jahre Scheiße, nur ihn sehe ich nie
 
Relikt der Vergangenheit, es ist an der Zeit
Den Wahnsinn auszutreiben, mach dich bereit
Relikt der Vergangenheit, es ist an der Zeit
Den Wahnsinn auszutreiben, es ist soweit
 
Glaube nur, an was du glaubst
Doch pass auf, dass man dich nicht beraubt
Warte nicht, bis kein Stein mehr auf dem anderen steht
Er ist es nicht, der deinen Weg geht
 
Relikt der Vergangenheit, es ist an der Zeit
Den Wahnsinn auszutreiben, mach dich bereit
Relikt der Vergangenheit, es ist an der Zeit
Den Wahnsinn auszutreiben, es ist soweit



Das Gesicht der Welt

Siehst du Kinder hungern, wie sie vegetieren
Hörst du die Schreie jener, die ihre Nächsten verlieren
Spürst du die Kälte, wenn Obdachlose erfrieren
Kannst Du in den Spiegel sehen, ohne dich zu genieren
 
Siehst du die Gewalt, die auf der Straße regiert
Spürst du die Liebe, die nicht existiert
Hörst du mich reden, was ich dir sagen will
Hast du den Mut zu kämpfen oder bleibst du still
 
Siehst du das Gesicht der Welt
Es ist dreckig und es ist entstellt
Das Gesicht der Welt, die zerfällt
 
Siehst du den Abgrund deiner Seele in der sich Menschlichkeit verliert
Lebst du das Leben, das man dir eindiktiert
Stellst du niemals Fragen nach dem Warum
bist du zu bequem oder einfach nur dumm
 
Siehst du das Gesicht der Welt
Es ist dreckig und es ist entstellt
Das Gesicht der Welt, die zerfällt
 
Es ist dein Gesicht, es ist mein Gesicht
Es ist unser Gesicht, warum ändern wir es nicht



In meinen Träumen

An einem Tag wie heute, ja da reist mein Blick
In unendliche Weiten, eine lange Zeit zurück
Ich sehe dich in meinem Leben, warst du schlecht, warst du Glück
Was haben wir uns gegeben, oder war alles nur verrückt
 
In meinen Träumen da sehe ich dein Gesicht
In manchen Augenblicken, da denke ich an dich
Erinnerung ist, was mir noch bleibt
An all die Momente, an eine schöne Zeit
 
Ich sehe in die Ferne, Melancholie fällt über mich
Träume manchmal von dir, in meinem Herzen ist noch Gift
Erinnerung ist, was mir noch bleibt
An die schönsten Augenblicke, und unendliches Leid 
Back to top