Wir verlieren Menschen, Freunde, Trinkkumpane an den Tod, werden zu körperlichen und seelischen Wracks. Ein Weggefährte von mir wird einen Angriff in den nächsten Tagen nicht überleben. Wir verdrängen diese Dinge, diese und andere, versuchen im Alltag klarzukommen und irgendwie das eigene zu tun, das nicht viel besser ist. Das neuronale Belohnungssystem funktioniert nur mit Hochprozentigem, wenn es in den Hirnarealen überhaupt etwas Funktionables gibt, was dem „Menschen als vernunftbegabtes Wesen“ gerecht wird. Mit dem Bike geht es auch ohne Haftpflichtversicherung zur nächsten Kneipe, in der die Luft vom Alkohol genauso schwanger ist, wie manche Frau von einem von uns. Die Patenschaften für die unmittelbaren Folgen von beidem werden meistens Andere, Krankenkassen und Erzeugerersätze, übernehmen. Meine Säuferjahre neigen sich dem Ende zu, die Aufenthalte in den Notaufnahmen sind keine angenehmen. Um dem Leben ein Stück Sinnhaftigkeit zu verleihen, gehört es zu den letzten Zügen alkoholischer Exzesse, eine Band aus der Taufe zu heben, zusammengewürfelt aus Mitgliedern sich verabschiedender Blues- und Krawallcombos der frühen 90er, deren Songs heisere Schreie und melancholische Seelenbestandsaufnahmen beinhalteten. Die Band wird dreizehn Jahre lang Bestand haben und im Licht und Schatten der Aussätzigen existieren. Sie wird in Punk-Läden und auf Biker- und Hooligan-Partys spielen, wird Wut, Sucht und Schmerz beinhalten und eine Weile brauchen, um so etwas wie Liebe zu entdecken. Elf Jahre davon erlebte ich trocken, aber nicht nüchtern. Jedes Gefühl dabei war echt… Happy Birthdays, Fauxpas…

 

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