"Wieder Brandenburg, wieder Flugplatz Briest, ein Replik des vergangenen Jahres... Wir begannen zu spielen und der Platz vor der Bühne war gefüllt. Diesmal verzichteten wir auf Spielereien wie ein Intro und Nebel, wollten uns puristisch geben, so wie es einmal begonnen hatte. Es war ein Konzert, bei dem der Funke sofort übersprang. Das dort war unser Publikum! Und es war ein Fauxpas-Konzert: gerissene Gitarrensaiten, Lieder, die mitgesungen wurden, Wut und Melancholie in mir. Besonders der letzte Teil des Auftritts hatte es in sich. Zweimal hatte ich während des Konzerts erwähnt, nun in eine Pause gehen zu wollen, zweimal befremdliche Gesichter im Publikum, zweimal die Ankündigung vom Ende. Für die letzten Songs der Zugaben holten wir Janis und Sylvie noch einmal auf die Bühne, um mit ihnen das lange nicht gespielte „Brandenburg/City“ und „Weil Du so bist“ zu zelebrieren. Schon bei den Proben jagte bei diesen Songs eine Gänsehaut die nächste. Diese starken Lieder, ver- edelt durch die Stimmen der beiden Frauen, hinterließen auch beim Publikum Eindruck. Es war das letzte Mal, dass ich die Chöre vor der Bühne vernahm, es war das letzte Mal, das Licht auf das Fauxpas-Publikum fiel, das letzte Mal, dass ich die Gesichter vor mir sah, die so viel in mir auslösen konnten. Ich musste schnell von der Bühne gehen, wartete nicht ab, bis der letzte Ton des letzten Liedes verklungen war, sondern ging einfach runter und drückte mich an ein paar Leuten vorbei, um rasch nach hinten zu verschwinden. Die Tränen standen mir in den Augen. Ohne, dass wir es vorher besprochen hatten, ahnte ich, gerade das letzte Konzert mit dieser Band gespielt zu haben. Weit hinter der Bühne, wo mich niemand mehr erreichen konnte, sah ich in einen sternenklaren Himmel und hörte leise die Pausenmusik. Ich brauchte Momente, um durchzuatmen, um Sauerstoff in das Gehirn zu lassen und um mit meinem jämmerlichen Gefühl klarzukommen. Später, im Trubel auf dem Festivalgelände, fühlte ich mich ziemlich allein..."
aus "Whiskey, Tränen und die Onkelz", so geschehen heute vor 15 Jahren...