Neues Audiobook „Wenn ich ganz für mich bin . . . (Eine musikalische Lesereise durch Angst, Sucht und Depression)“ ab heute erhältlich

Vor etwa zehn Jahren wurde zum ersten Mal das Programm „Wenn ich ganz für mich bin…“ in einem Therapiezentrum vor von Sucht, Angsterkrankungen und Depressionen betroffenen Menschen aufgeführt. Diese Leiden hatten mich selbst in jener Zeit sehr im Griff und beeinflussen mein Leben bis heute. Die Idee des Programms war, als selbst Betroffener Anderen zu zeigen, dass mit diesen Erkrankungen nicht nur zerstörerisch, sondern auch konstruktiv umgegegangen werden kann, dass es trotz Dunkelheit Lebenswertes gibt und dass wir es uns wert sein dürfen, von den Abgründen ein Stück zurückzutreten. Dazu musste ich in mich selbst hineinsehen, musste die Kraft aufbringen, dies auch vor Publikum tun zu können. Trotz meiner Affinität zur Bühne fällt mir das bis heute nicht leicht. Die Erfahrungen, dass wir Menschen mit unserem Programm erreichen, jedoch ließen es mich immer wieder tun, auch mit diesem Audiobook, weil ich glaube, dass viele Menschen heute Trost, aber auch den Mut brauchen, in sich selbst hineinzuschauen, um sich zu erleben, um Mechanismen zu verstehen, die das Denken und Fühlen beeinflussen, gerade auch um in einer Zeit von Bedrohungen nicht durchzudrehen, die Menschlichkeit zu verlieren - oder sich selbst aufzugeben Damals, als ich mich intensiv mit mir selbst befasste, habe ich, nach Zeiten körperlicher Paralyse und geistiger Apathie, umso mehr die Kraft der Worte und die Tiefe der Musik ausloten können. Es waren Lese-Runden, in denen ich gedanklich wieder zu mir selbst fand, es waren zuvor wenig beachtete musikalische Werke, die lange verschüttete Emotionen in mir freisetzten. Ich hatte das große Glück, in einer schweren Krisensituation eine adäquate Behandlung zu finden und arbeitete daraufhin schließlich selbst als Psychologischer Berater und Bibliotherapeut.


Nach dem Ende von Fauxpas und jenem Durchleben therapeutischer Selbsterfahrungen habe ich mit „Die Begegnung mit dem Geschichtenerzähler“ und „Whiskey, Tränen und die Onkelz“ zwei sehr persönliche Bücher veröffentlicht, von deren Inhalte einiges ins Lesungsprogramm fand, das wir fortan in Kliniken, Kirchen und Selbsthilfegruppen aufführten. Dieses Setting, die intime Atmospäre mit Betroffenen, waren andere Erfahrungen als der Punk und Rock der Jahre zuvor. In Erinnerung bleiben mir viele Rückmeldungen von Menschen, denen dieses Programm etwas gegeben hat - wie jene einer Therapeutin, die uns mitteilte, dass ein Betroffener, der sich ein halbes Jahr lang in der Therapie verschlossen hielt, nach dieser Lesung um ein Einzelgespräch bat. Viele Menschen erzählten mir in den vergangenen Jahren ihre eigenen Geschichten - von Verletzungen, fehlender Liebe, von seelischem und körperlichen Missbrauch. Immer wieder schuf dies Momente, die eine tiefe Verbundenheit innehatten und immer noch bin ich von diesem Vertrauen sehr berührt. In all diesen Augenblicken verspürte ich den Wunsch, dass wir endlich lernen, respekt- und liebevoller mit uns selbst und Anderen umzugehen. Auch dafür sollte dieses Programm stehen, das wir in den letzten 10 Jahren auch in wechselnden Besetzungen aufführten - immer mit Menschen, die hinter diesen Inhalten stehen. Auf und neben der Bühne begleiteten mich in diesen Jahren vor allem Göran Schade, Stefanie Deisler, Loreen Nehrkorn, Daniel Perlick, Daniel Mikulla, Jürgen Block und Mandy Müller.

Jedes Mal, wenn es in den vergangenen Jahren an neue musikalische Projekte ging, griff ich noch einmal die Geschichtenerzäler auf, um in eine gewisse Intimität mit Anderen und mir selbst zu treten, um dann auf der Bühne auch wieder laut und ausgelassen sein zu können. Ruhige, innige Momente sind mir sehr wichtig geworden. Rückblickend gesehen haben wir „Wenn ich ganz für mich bin…“ viel zu selten aufgeführt, nach vorne schauend denke ich, dass es auch nicht mehr allzu oft die Gelegenheit geben wird, ganz einfach aus Gründen des dafür fehlenden Budgets in den Einrichtungen. Und gerade deshalb ist es mir ein Wunsch, diese Lesung wenigstens digital erlebbar zu machen, gerade jetzt, wo es darum geht, nicht den Mut zu verlieren, vielleicht auch einen neuen Lebensinhalt zu finden, was für psychisch erkrankte Menschen eine noch viel größere Herausforderung bedeutet, als es ohnehin bei vielen Menschen der Fall sein dürfte…

Ab Freitag wird das Audiobook auf den gängigen Portalen erhältlich sein. Schon heute ist es bei Bandcamp zu hören. Dort gibt es auch die Möglichkeit, es zum symbolischen Preis von 50 Cent per paypal herunterzuladen, gerne darf aber, um uns zu unterstützen, auch ein höherer Betrag eingesetzt werden.

Vielen Dank an alle, die mich begleiten. Habt eine sinnvolle Zeit und bleibt optimistisch…

 

das Audiobook bei Bandcamp hören/kaufen

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Fotos: Daniel Mikulla, Heike Stricker, Edda Gehrmann,Ronny Stengel 

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