Hundswut

Die Tage, an denen ich das Gefühl habe, etwas wirklich Sinnvolles zu tun, sind jene, die mir die wertvollsten sind. Oft haben diese Tage viel mit Kunst zu tun, meist verbunden mit gesellschaftlichen Themen, die ich für (über-lebens-)wichtig halte und in denen ich mich selbst engagieren kann. Anfang des Jahres bin ich auf das Spielfilm-Projekt "Hundwut“ aufmerksam geworden, welches mich sofort innigst ansprach und faszinierte, gerade wegen der Düsternis seines Themas, mit dessen bewusster Auseinandersetzung seltsamerweise die eigene Depression auch mal ins Abseits gelangen kann. Ich reiste also in einem seltenen Glück ans Set, ein Projekt nicht nur ideell, sondern vor allem – und das ist mir das wichtigste - auch mit Tatkraft unterstützen zu können.

Es ging in das Bayern von 1932, in dem eine (in diesem Falle fiktive) Hexenjagd stattfand, die jedoch eben auch erschreckende Parallelen zu unserer Zeit aufzeigt - eine, die selbst heutzutage wieder an ungebremster (Eigen-)Dynamik gewinnen kann, wenn erst wieder ein oder mehrere vermeintlich Schuldige ausgemacht oder bestimmt worden sind. „Hundswut“ ist ein älterer Begriff für die Tollwut und steht in diesem Falle für einen kollektiven Massenwahn eigentlich rechtschaffender, liebenswerter Menschen. In ihren Ansätzen erlebte ich solche Menschenhatz selbst sowohl in den 90ern in meiner Heimat, aber eben auch in den jüngst vergangenen Jahren immer wieder in einer sich fortschrittlich wähnenden Gesellschaft. Genau deshalb faszinierte mich das Thema dieses Films, das sich anzuschauen ich für enorm wichtig halte. Reflexion über unser eigenes, mitunter (selbst-)zerstörerisches Tun ist der erste Schritt zu vielleicht besseren, humaneren Verhaltensweisen. Möglicherweise hilft der Film auf (s)eine schockierende Art dabei. Die Tage am Dreh waren für mich nicht nur spannend, sondern auch sehr angenehm. Dafür sorgte das Team um Drehbuchautor und Regisseur Daniel Alvarenga, dem Kameramann Benjamin Strobel und dem Produzenten Thomas Gottschall, das es sowohl an Professionalität, als auch an Nettigkeit an Nichts fehlen ließ. Neben ihnen lassen ausgezeichnete bayrische Schauspielerinnen und Schauspieler wie Christine Neubauer, Christian Tramitz, Konstantin Wecker, Sepp Schauer, Markus Brandl, Max Schmidt, Heio von Stetten, Eva Mähl, Johannes Weikl, Tamino Wecker und viele andere das Projekt sowohl filmerisch, als auch darstellerisch auf ein hohes Niveau gleiten und bringen es auf eine für eine Independend-Produktion fantastische Ebene. "Independend", weil er aufgrund fehlender Kultur-Förderung mit einem geringen Budget auskommen muss, was auch die Darstellerinnen und Darsteller dazu veranlasste, auf die sonst üblichen Gagen zu verzichten. Von Tontechnikern über Masken- und Kostümbildnerinnen bis hin zu den Komparsinnen und Komparsen, den Assistentinnen und Assistenten sowie dem Catering und allem Drumherum waren und sind wahnsinnig viele engagierte Menschen in diesem Projekt unterwegs - viel Herzblut aller Beteiligten also lebt in diesem Film, auf den ich mich sehr freue, ihn im nächsten Jahr in den Kinos oder auf einem der Film-Festivals zu sehen. Ich bin mir sicher, dass er polarisieren wird, gerade, weil er nichts beschönigt und das Finsterste in uns zeigt. Das macht ihn aber für mich auch extrem wichtig und sehenswert. Ich wünsche diesem Film von Herzen ein großes Publikum und freue mich darauf, den ein oder die andere Beteiligte noch einmal wiederzusehen.

Viele Grüße aus Bayen und bis bald... 

 

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