Wenn wir in Zeiten sehr naher kriegerischer Auseinandersetzung, einer verrohenden Sprache und der Tendenz, eher das Schlechte im Gegenüber zu sehen sowie eines ökonomischen wie ökologischen Ungleichgewichts noch immer dazu fähig sind, solche gemeinsame Abende wie den am Samstag zu erleben, löst es in mir, wenn auch nur ein vages, Gefühl der Hoffnung aus. Mental zerrt diese Zeit sicher in jedem von uns und genau deshalb ist es mir wichtig, solche Erlebnisse lange in mir zu tragen, selbst wenn es in einem zermürbenden Alltag kaum gelingen möchte.
Vor vielen Jahren noch hätte ich nach solch einem Abend wie am Samstag alles auf „Start“ gesetzt, aber für Euphorien bin ich zu alt. Für Emotionen dagegen nicht. Ich versuche, mich langsam an die Bilder des Tages zu erinnern, sie in mir zu festigen und auch dadurch das Gute und Liebenswerte in uns beständig wiederzufinden. Ich gebe zu, dass mir das nicht in jedem Fall gelingt. Und dennoch ist es da. All die Menschen, die wir trafen, all Eure Worte, die nachhallen und die wir uns immer wieder ins Gedächtnis rufen werden, sind mehr als Balsam. Ich hoffe von Herzen, dass auch Ihr solche Pole findet, aus denen Ihr Kraft und Zuversicht schöpfen könnt. Wenn Andere zerstören, sollten wir aufbauen. Oft braucht es Härte, um sich gegen etwas zu wehren, aber Liebe, um zu erschaffen. Diese Liebe versuche ich wiederzufinden. Die letzte Zeit liegt uns sehr in den Knochen. Für vieles fehlen die Worte und wir haben es aus verschiedenen Gründen verschoben, neue Stücke zu entwerfen. Nun denken wir vorsichtig darüber nach. Denn Menschen, wie sie am Samstag bei uns waren, sind eben auch ein verdammt guter Grund, weiterzumachen.
An diesem fast perfekten Abend gab es nur einen einzigen Wermutstropfen, der, verglichen mit den Krisen der Welt, sicher belanglos ist, den ich aber dennoch erwähnt haben möchte: Wer auch immer das Display der Kamera auf dem Rang zugeklappt und uns einen dringend benötigten Mitschnitt von einem unserer sehr wenigen Konzerte zerstört hat: Das war wirklich nicht in Ordnung! Wir schöpfen momentan nicht aus dem Vollen und sind nun der Möglichkeit beraubt, uns mit Aufnahmen eines solch begeisterten und fantastischen Publikums auch an anderen Häusern zu bewerben. Neben unserer Enttäuschung und Traurigkeit darüber steht auch die eines jungen und sehr engagierten Filmemachers, der sich das Ergebnis seiner Arbeit bei optimalem Licht sicher auch anders vorgestellt hat. Selbst wenn es Ahnungslosigkeit des Verursachers war, bleibt es dennoch übergriffig, sich an der Technik zu vergehen. Sollte derjenige erfahren, was er angerichtet hat, hoffe ich, dass er ein wenig in sich geht.
Trotzdem soll in mir die gute Erinnerung bleiben, an für mich sehr emotionale Momente auf der Bühne, die ich sowohl mit den Menschen im Publikum als auch mit Katharina und Göran teilen durfte. Das ist etwas sehr wert- und wundervolles. Für Eure Arbeit, für Eure Zuneigung und für den Applaus für das, was wir tun, danke ich zutiefst und fühle mich Euch verbunden. Es tut von Herzen gut zu wissen, dass es Euch gibt!
Bilder vom Abend in der Galerie von "Burges Gränzer Schade"