Heute vor einem Jahr haben Brandenburger Künstlerinnen und Künstler ein Festival für den Frieden veranstaltet. Ich erinnere mich noch immer gerne an den magischen Abend in der Johanniskirche, an dem die meisten Menschen nur eine Sehnsucht gehabt haben dürften: das baldmögliche Ende des kriegerischen Wahnsinns. So sehr wir uns das wünschten, ist mir heute mehr denn je bewusst: unsere kollektive menschliche Psyche scheint nur immer wieder in ihren alten Mustern einen stabilen Bestand zu haben, in denen es um Konkurrenz geht und jeder Gedanke an ein friedliches Zusammenleben, an eine ökonomisch gerechtere und sich ökologisch im Gleichgewicht befindende Welt scheint uns zutiefst zu verunsichern.
Immer wieder aber treffe ich auf Menschen aus fast allen Bevölkerungsschichten, die sich Veränderungen wünschen, die wissen, dass es so keineswegs weitergehen kann. Auch ich sehne mich eher heute als morgen nach Neugestaltungen, nach gesellschaftlichen, politischen und persönlichen. Mein innigster Wunsch dabei ist, dass wir diese Veränderungen schaffen, ohne weitere Leichen zu erzeugen. Unsere Lebensweise produziert viele dieser, und dies seit langer Zeit. Nicht jeder Mensch findet in den Rahmenbedingungen unserer Gesellschaft und unter den Grausamkeiten, die sich Menschen auch im alltäglichen Leben antun, die nötige Kraft zum Bestehen und manche suchen ihren Ausweg im Suizid. Dieses Thema begleitet mich seit langem und taucht immer wieder in unterschiedlichen Intensitäten auf. Oft hat diese undurchdringbare Finsternis mit Verdrängung zu tun, mit der Verneinung dessen, was wir empfinden.
Nur möchte jedes Gefühl gespürt, jede Enttäuschung, jeder Verlust und alle Trauer durchlebt werden. Ein Deckeln oder Leugnen dessen wird uns immer wieder und manchmal an anderer Stelle einholen. Deshalb finde ich den Gang dorthin, wo ich auch die sehr unangenehmen Seiten des menschlichen Daseins spüren kann, als kaum vermeidlich. Alles andere würde mich zerstören. Ich kann jeden einzelnen Menschen verstehen, der aufgrund seines Leidens den Weg in den Tod sucht. Jenen, die vor diesem Schritt stehen, möchte ich meine Erfahrung zuteil werden lassen, nach sich hoffnungslos anfühlenden Krisen ein Stück gestärkt wieder hervorgegangen zu sein, auch wenn mich das nächste Tief bald einholen sollte. Die Zeit dazwischen, die der Begegnungen und des Kontakts mit gutherzigen Menschen, ist jene, die davon abhalten sollte, den letzten Schritt zu gehen. Gute Kontakte waren für mich oft jene zu Menschen, die die Fähigkeit in sich trugen, Andere mit ihren Worten, ihren Gesten oder auch musikalisch zu berühren.
Gerade mit Musikern konnte ich in meinem Leben intensive Momente teilen. Und wenn ich heute die Musik zuweilen vermisse, bin ich über jede Minute froh, in der ich welche gemacht habe - in allen Projekten und manchmal auch mit Menschen, mit denen mich nur dieser eine Moment geeint hat. Verbunden hat auch das Konzert mit Katharina und Göran in unserer Heimatstadt. Wir trafen auf ein wunderbares Publikum, bei dem wir die Gewissheit hatten, dass unsere intimen Momente gut aufgehoben sind. Während Themen wie "Suizidversuch", "Weltschmerz", "Verlust" und "Neubeginn" mitunter schambesetzt sind und Hemmungen erzeugen, konnten wir ihnen in „Jenseits schillernder Welten“ mit einer Trilogie aus den Stücken „Stufen“, „Juni“ und „Keine Tränen mehr“ ohne Scheu einen angemessenen Raum geben. An diese innigen Minuten in dem Konzert möchte ich heute gerne noch einmal mit einem Video erinnern.
Vielen Dank für diesen Abend! Ich wünsche Euch und mir, dass wir bei aller Finsternis in der Außenwelt ein wenig Wärme in die unsere bringen.
Zum Video auf youtube
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