Nette Abend-Entspannung in Dortmund nach einem straffen Recherche-Tag im Rock Hard -Archiv. Eine Stadt voller Gegensätze, voller rauem Charme, in der Resignation und Begeisterung sehr eng beieinander liegen. Auf jenem See, auf dem nun lustig-rosane Auto-Tretboote und Segler ihre Runden ziehen wie Enten ihre Jungen auf, stand übrigens einst - ähnlich wie in meiner Heimatstadt - ein imposantes Stahlwerk, dessen Relikte sich nur noch hier und dort als Erinnerungen an eine scheinbar längst vergangene Zeit zeigen. So wie jene, in die ich mich momentan begebe, um einige verrückte Jahre noch einmal zu beleuchten, in denen viele nicht wussten, ob sie Aufbruch oder Niedergang bedeuteten. Ausgeprägt waren die Jugendkulturen, in denen ich einigem Hass, ein wenig Liebe und sehr viel Musik begegnete. Eine intensive und noch einmal sehr prägende Episode, auf die ich zurückblicken kann.
Der Metaller von Welt trug vor drei Dekaden zeitweilig übrigens Jogging-Hose, in meinem Falle bevorzugt mit dem Logo von eben jener Zeitschrift, die uns Woche für Woche auf den Weg zu großen Festivals oder den Untergrund-Muggen schickte. Recherche war damals schon vonnöten, denn Anfang der Neunziger mussten wir, die nun in neue Länder Reisende, im Vorfeld schon einiges planen, denn so einfach wie in der DDR, in der Matthias Hopke auf DT 64 das Konzert und das entsprechende Dorf ansagte und man ab dem Bahnhof einfach den metallischen Massen nachlief, war es nun nicht mehr. Also rief man - die Älteren werden sich noch erinnern - in einem gelben Häuschen, in das höchstens vier von uns hineinpassten, von einem bargeldfressenden, fest an einer Wand vernagelt und verkabelten Apparat (deren schnurverbundene Sprechmuschel meistens nach den Kippen des Vorredners stank...) den Veranstalter (wenn man ihn erreichte) oder die Auskunft an und fragte diese, wo sich der geheiligte Ort des Konzertes denn genau befände. Mit der Adresse und einer groben Beschreibung ausgestattet navigierte man sich mit Karte (aus Papier und faltbar) durch die jeweiligen Metropolen, bis man sich am Ort des Geschehens endlich der Leidenschaft hingeben konnte... Für den einen, den mit der Karte und der zumindest auf dem Hinweg noch halbwegs nüchtern war, ist das richtig Arbeit gewesen...
Aber nicht nur die Termine nannte uns das Rock Hard, es gab uns auch einen wertvollen Blick in eine für uns bis dato unerreichbare und noch zu entdeckende Welt. Und es bezog klare Stellung gegen viel Mist, der seinerzeit in der Metalszene geschah..
Danke Jens Peters und dem Rock Hard-Team für die Möglichkeit, in Euren heiligen Hallen zu stöbern und wertvolle Eindrücke und Erinnerungen für mein Projekt mitnehmen zu können. Vieles wurde und wird auch durch Eure Hilfe noch einmal lebendig! Das Archiv ist ein echter Schatz, in dem ich noch einige Wochen hätte zubringen können... Beste Grüße aus und nach Dortmund