der 9. November...

Der 9. November steht wie kaum ein anderes Datum dafür, dass es die Hässlichkeit und die Schönheit menschlichen Treibens so konträr gegenüber stellt, dass es fast unglaublich ist, dass die selbe Spezies derartige Widersprüche in sich trägt. Gewalt, Zerstörung, Ausrottung und anhaltende Dunkelheit stehen den Begegnungen und innigen Umarmungen einer friedlichen Revolution, Hoffnung und Menschlichkeit gegenüber. Beides hat als Einziges nie auf Dauer überlebt, letzteres wird jedoch hoffentlich noch lange und immer wieder in uns sein...

 

Vielleicht hat es gerade deshalb eine besondere Bedeutung für mich, ausgerechnet heute, an diesem Datum, Barbara Thalheim im Theater in Schwedt zu besuchen, eine der beständigen (ost-)deutschen Liedermacherinnen, die sich nie verbiegen ließ. Sie ist selbst Kind eines Verfolgten der Nazis und KZ-Überlebenden, konnte jedoch nie ihren Frieden mit der Kleingeistigkeit jener DDR-Funktionäre machen, welche die Idee des Sozialismus verwalteten. Doch auch die Wertigkeiten des Westens wurden nie ihre, und so bleibt sie bis heute eine kritische, zuweilen bissige und glücklicherweise noch immer ehrliche Künstlerin, die Herz und Gedanken in ihre Stimme trägt und zudem am nächsten Donnerstag ihr 50-jähriges Bühnendasein feiert. In der Berliner Volksbühne mit dabei sind Gästen wie der Schauspieler Alexander Scheer („Gundermann“), der Liedermacher Gerhard Schöne, der Gitarrist Jürgen Ehle (Pankow) sowie der Cellist Jens Naumilkat und mein liebster Göran Schade als Perkussionist. Mit letzteren beiden verbinden mich selbst sehr schöne Songs und eindringliche Bühnenerlebnisse. Jens und Göran haben eine bewegte und bewegende Vergangenheit mit Barbara, haben sie über lange Zeit in verschiedenen Epochen ihres Schaffens begleitet und mich freut es von Herzen, dass ihre Wege nun für diese (und weitere) Konzerte wieder zusammengefunden haben. Ich selbst freue mich auf wundervolle, nachdenkliche Abende in Schwedt und Berlin, in einer bei uns noch freien Welt, in der es auch an diesem 9. November keine absoluten „Für“ und „Wider“ der Systeme gibt. Vielleicht schaffen wir es, uns irgendwo dazwischen einzurichten, ganz persönlich und als Gesellschaft...

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