Eindrücke von der "Hundswut"-Premiere

Diesen Film gilt es zu verarbeiten, ob seines bedrückenden Themas einer modern-mordwütigen Hexenverfolgung oder des durchaus belebenden Drumherums seiner Entstehung und - nun endlich auch - seiner Premiere. Viele Worte möchte ich darüber nicht verlieren, es sei denn, zu einer Empfehlung, sich diesen Film anzuschauen. Die Story und ihre Darsteller sind es ohnehin wert, eines der Kinos aufzusuchen, in dem der Film in den nächsten Monaten läuft, aber auch die hervorragende Bild- und Tongestaltung machen ihn zu einem meisterlichen Werk, hinter dem sich schon lange keine Independent-Produktion mehr vermuten lässt. Szenen erscheinen oft so düster auf der Leinwand, wie die Finsternis in ihren Protagonisten vorhanden ist und lassen manches eher erahnen, um dann plötzlich wieder sehr deutlich zu werden. An einigen Stellen stellt sich die Frage, ob überhaupt noch ein (Sinn-)Bild in ihnen ist, an anderen wird es in seiner Zeichnung so gewaltig, dass die Kontrarietät von Schönheit und Grausamkeit der (menschlichen) Natur so beeindruckend wie kaum aushaltbar ist. Sowohl in seinen Nuancen, als auch in seinen Ausbrüchen ist der Film darstellerisch ohnehin erhaben und auch die musikalische und Soundgestaltung, die in der Gesamtlänge sehr zurückhaltend ist, sich aber in den richtigen Momenten in die Bilder so zart oder brachial einfügt, wie es möglich und nötig ist, sind ein Erlebnis für sich. 

 

Die richtige künstlerische Crew hatte der Autor und Regisseur also für sein sich durch zwei Stunden arbeitendes Werk, welches einigen Raum für Interpretationen und Fantasien lässt, aber dennoch konsequent seine bittere Handlung verfolgt und in seinem Höhepunkt durch eine nahezu perfekte Komposition aus Musik, Bildern und Text in einem packenden Finale endet, in dem die eigenen Eingeweide auch auf den Kinositzen deutlich spürbar werden können. Nach dieser Flut der Eindrücke lassen sich nüchterne Kritiken schwer in Worte fassen - und sind in diesen Momenten aus meiner Sicht auch unangebracht. In den Augenblicken des Fühlens kann und muss man vielleicht auch einmal inne und den Mund halten können. Einen guten Tag später dann darf das Nachdenken wieder einsetzen. Hier nun noch von einem Wermutstropfen zu fabulieren, empfände ich als zu negativ und hätte dieser Film nach dem Kraftakt seiner Entstehung auch nicht verdient, doch hatte ich den Gedanken, dass er anhand des Ausmaßes seiner Betroffenheit und der Anzahl der ihn Spielenden durchaus das Potenzial hat, eine der derzeit beliebten Mini-Serien werden zu können, um die Verhältnisse der Figuren zueinander an einigen Stellen noch detaillierter darzustellen. Also schlicht gesagt: Der Film war für mich zu kurz und ich wäre gerne noch tiefer und weiter eingetauch, um mich seiner Faszination länger hinzugegeben. An dieser Stelle freue ich mich schon jetzt auf einen möglichen Director's Cut. Dennoch: An Tiefe fehlt es dem Film nicht, an einer bedeutenden Handlung und vor allem an der klaren Botschaft noch weniger. Die Frage bei jener kann eigentlich nur sein, ob wir es bei dieser Erzählung belassen, oder selbst hundswütig werden. Dass es sich lohnt, sich dieser stets neu zu stellen, zeigte mir auf meiner Rückreise die Einkehr in eine Imbiss-Stube, in dem mich das Konterfei Hitlers anlachte und deren Wänden ernstgemeinte Botschaften zierten, die jedoch mit Sicherheit einem schlimmen Wahn entstammten... Bei allen Katastrophen und menschengemachter Kriminalität: Es sind eben nicht immer diejenigen Schuld an einer Misere, denen sie am einfachsten anzuhängen ist. Erklärungen brauchen Tiefe und Weitblick, gerechte Lösungen brauchen menschliche Größe. Immer wieder und jeden Tag frage ich mich ganz persönlich, ob ich jene selbst besitze...

Derzeit höre und lese ich viel Interessantes über "Hundswut", was Empfehlung und hoffentlich Ansporn zu weiteren Arbeiten innerhalb dieser fantastischen Crew und mit seinen überzeugenden Schauspielerinnen und Schauspielern ist. Ich bin schwer beeindruckt und sehr dankbar, dass ich bei diesem Film dabei sein und so viele tolle, kreative Menschen kennenlernen konnte. Schon jetzt freue ich mich auf die DVD und bis dahin werde ich mir den Film sicher noch einige Male anschauen (z.B am 12.4. in der Gassmühle in Kemberg und am 13.4. im Fontane-Klub in Brandenburg an der Havel). Danke für die Zeit und alles Gute Euch allen!

Termine der Vorführungen immer aktuell auf Hundswut.de

 

 

 

 

 

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