Theaterstück über Paul Goesch

Wenn am Freitag ab 17 Uhr im Frey-Haus des Stadtmuseum Brandenburg an der Havel eine Ausstellung mit über dreißig Original-Werken des Malers und Architekten Paul Goesch eröffnet wird, findet dieses nur wenige Meter von dem Ort entfernt statt, an dem er vor über 80 Jahren ermordet worden ist. Zum Programm dieses Abends gehört auch ein Theaterstück das mit Schülerinnen und Schüler der Otto-Tschirch-Schule unter der Anleitung von Michelle Schmidt, Kathrin Kruppa und Maren Werner entstanden ist und Szenen aus dem Leben des Künstlers aufgreift. Und wieder zeigt diese Schule, die mich vor neun Jahren schon mit einem Stück über den ebenfalls in meiner Heimatstadt ermordeten Max Timmel sehr berührte, einmal mehr, dass sie nicht nur die noch immer wichtigen historischen Themen aufgreift, sondern stellt die für uns noch wichtigere Frage, was auch heute noch psychisch kranke Menschen oder was Kunst und Kultur wert sind.


Paul Goesch litt unter einer Schizophrenie und wurde als "unwertes Leben" ermordet. Seit Jahren frage ich mich aus eigener Betroffenheit und aufgrund der vielen, kreativen, schaffenden Menschen, die ich kennengelernt habe, inwieweit und wie lange noch sie sich als psychisch kranke Menschen und/oder Künstler in ein System integrieren lassen, das zunehmend an Kälte gewinnt. Sehen wir diese Menschen als Bereicherung einer Gesellschaft? Können wir es zulassen, nicht mehr nur in nackten, teilweise willkürlichen und mitunter mit viel zu viel Wert beigemessenen Zahlen zu denken? Erkennen wir, dass die Streicheleinheiten, unsere Tränen, unser Humor, all das, was wir zur Geborgenheit, zur Veranschaulichung und Bewältigung unserer Ängste - schlicht zum Bilden, zum Gesunden und Überleben - benötigen, mindestens genauso viel wert sein sollte, wie die Leistungen jener, die in schweren Jobs arbeiten?

Bei der Generalprobe des Stücks heute sah ich einmal mehr, wie verbindend die Kunst zwischen verschiedenen Nationalitäten auch über Sprachbarrieren hinweg sein und wie viel Gutes sie damit schaffen kann. Vielleicht ist es eher dies, was wir in einer Welt der Kriege und Vertreibungen benötigen, möglicherweise sogar wichtiger, als jene Dinge, denen wir unverhältnismäßig viel Bedeutung zumessen, die uns oft eher behindern und uns in die Perversionen unseres Seins treiben, nicht aber das zeigen, was zwischen uns möglich sein kann. Vielen Dank Michelle, Kathrin und Maren für Euer Engagement, für Euer tägliches Schaffen an den Brennpunkten und natürlich den Schülerinnen und Schülern, dass sie sich darauf einlassen können! Das Stück über Paul Goesch wird am Freitag um 19.30 Uhr nach der Vernissage im Frey-Haus in der Johanniskirche aufgeführt und auch morgen schon um 9 Uhr im Rahmen der Schultheatertage in der Studiobühne des Brandenburger Theaters gezeigt. Ich werde dabei sein...

Back to top